Chantal Weis
Beratung, Kurse und Information für (werdende) Eltern

Pipi Kacka

Ist klar, jedes Baby macht Pipi und Kacka. Nur wohin?

Wegwerfwindeln benötigen zum einen Ressourcen bei der Herstellung und enden nach Gebrauch als Müllberg, der sich über Jahrhunderte nicht zersetzt. Rechnen wir kurz durch. Sie benötigen min 5 Windeln pro Tag – bei Neugeborenen meistens mehr, aber der Einfachheit halber rechnen wir mit 5. Pro Jahr sind das 1825 Stück. Durchschnittlich wird ein Kind mit ca 3 Jahren sauber, so dass dann mindestens 5475 Windeln gebraucht wurden. Ganz schön viel Dreck.

Stoffwindeln benötigen zwar auch Ressourcen bei der Herstellung und beim Waschen, allerdings werden bei weitem weniger an der Zahl benötigt als bei Wegwerfwindeln. Ein Wickelsystem, das mitwächst, erlaubt es mit ca 25 Windeln, je nach Waschintervall und System mehr, bis zum Ende der Wickelzeit auszukommen. Und sie können bei einem weiteren Kind wieder verwendet werden. Noch weniger Müll!

Einen Blick auf andere Kulturen zeigt dass Babys nicht überall auf der Welt Windeln tragen. Es gibt tatsächlich Babys, die ohne Windeln auskommen und ohne Mama anzupieseln oder zu beschmutzen. Die Menschheit hat anfangs überlebt ohne Windeln; die Babys wurden abgehalten. Die Mütter haben schnell ein Gespür dafür entwickelt wann ihre Babys müssen.

Stoffwindeln sind die ersten Varianten der Wickeltechnik. Vor ihnen wurden die Babys anderweitig eingepackt: „Fatschen“ war weitverbreitet – eine strenge Wickeltechnik, bei der das gesamte Baby eingewickelt wurde und keinerlei Bewegungsfreiheit mehr hatte. Es ist zu vermuten, dass von dieser Technik auch das Wort Windel abstammt: Von „winden“, das sich auf die Bänder bezieht, die das Gesamtpaket zusammenhielten. Im 18. Jahrhundert kamen erste Windeltechniken auf: z.B. Schafwollhöschen mit Stroh und Heu.
Ende des 18. Jahrhunderts wurden erste Techniken mit Tüchern angewandt. Drei Tücher wurden übereinander gewickelt, wovon das mittlere oft in Olivenöl, heißes Fett oder Bienenwachs getaucht war. Das gewährleistete damals die Dichte des Wickelpakets. Diese Windeln können wohl als erste Stoffwindeln bezeichnet werden.
Quelle: https://www.hug-and-grow.de/berlin/die-geschichte-der-stoffwindel, kopiert 28.12.2017

Erst 1961 kamen in den USA die ersten Wegwerfwindeln auf den Markt.

Mit steigendem Ökobewusstsein bei den Eltern boomt auch der Stoffwindelmarkt. Neue Hersteller sprießen wie Pilze aus dem Boden. Die Mullwindeln aus den Anfängen werden durch moderne Windeln ergänzt aus unterschiedlichen Materialien – von Biobaumwolle über Bambus zu Microfaser ist alles dabei. Es ist schon recht verwirrend welche unterschiedlichen Materialien und Windelarten es gibt. Einige moderne Stoffwindeln sind “nur” wiederverwendbar aber mit all der Microfaser, die enthalten ist, fragt sich mancher Verbaucher ob die wirklich so eine gute Ökobilanz haben sollen.